Waldkunstpfad
4. Internationaler Waldkunstpfad – Kreisläufe und Systeme |
Darmstädter Echo, 17. April 2008
Wo immer der Mensch Fuß fasst
Waldkunstpfad: »Kreisläufe und Systeme« sind Thema des vierten Freiluft-Projekts vom 11. bis 29. August in Darmstadt
DARMSTADT. Ohne Socke und knapp unterm Knöchel abgesägt, trifft nackter Fuß auf blanken Waldboden. Als Symbol für die sinnliche Berührung Mensch – Natur, aber auch für die Begehung und Kultivierung des menschlichen Lebensraumes, hat der Künstler Jems Koko Bi sieben Füße aus Eichenholz gehauen: Sie sind das erste sichtbare Signal für den internationalen Waldkunstpfad, der im Spätsommer zum vierten Mal im Bessunger Forst ausgerichtet wird.
Vorübergehend postiert an der ersten Kreuzung zum Goetheteich, soll die Bildhauerarbeit des Afrikaners an ungezählte Fußspuren erinnern, die seit Menschheitsbeginn den Lebensraum Odenwald betreten haben. Wieviele Füße den Waldboden begingen, lässt sich ebenso wenig zählen wie die Besucher vergangener Waldkunstpfade.
Doch nicht um Zahlen, sondern um interaktive Begegnung mit Kunst und Natur geht es dem Verein für Internationale Waldkunst, der seit 2002 im Turnus von zwei Jahren und in Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald zum Kunstparcours im Waldgebiet im Süden Darmstadts bläst.
In diesem Jahr wird vom 11. bis zum 29. August die Ökologie im künstlerischen Mittelpunkt stehen. Im Thema „Kreisläufe und Systeme“ bündeln sich Energie und globale Erwärmung, Klimawandel und Netzwerkideen. Kuratorin Ute Ritschel hat 15 Künstler aus Argentinien, Groß-Britannien, Holland, Italien, Portugal, Schweden, den USA und Deutschland – darunter auch drei Darmstädter – dazu eingeladen, drei Wochen vor Eröffnung des Waldpfades vor Ort an der kreativen Umsetzung des Themas zu arbeiten.
Obwohl noch zehn Werke früherer Kunstpfade im Buschwerk versteckt sind, überwintern auch nach diesem nur die wenigsten. Dauerhaft könnte für 2008 die Waldhütte von Walter van Broekhuizen konzipiert sein, die der Niederländer nach dem Vorbild von Henry Thoreaus Roman „Walden“ als Repräsentant für das Leben in der Einsamkeit bauen will.
Die meisten Künstler bemühen jedoch eher eine flüchtige Ästhetik. Regina Frank will ein Kleid aus Sonnenkollektoren bauen, das die Veranstalter vor technische Herausforderungen stellen wird, wie Ute Ritschel prophezeit. Die Seerosen aus Pappe von Megan Lotts (USA) sind recyclebar, und auch die Klangräume, die den Ludwigsturm beschallen sollen, sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Wetter, Wasser und Wiederfinden sind Aspekte auch in einigen aufzuführenden Aktionen, die gleichberechtigter Teil des Programms sein werden. Jedes Projekt soll, wie im vergangenen Jahr auch, von Spezialisten aus Forst und Wissenschaft flankiert werden.
Neu in diesem Jahr ist eine Begleitkonferenz im Darmstädter Jagdschloss Kranichstein am 23. und 24. August. Internationale Experten sollen den Diskussionsstoff im Austausch der Disziplinen liefern. Dort, wie auf dem Waldkunstpfad auch, sollen nicht ausschließlich ökologische Aspekte von Kreisläufen beackert, sondern auch künstlerische und soziale Systeme einbezogen werden.
Und weil auch die Pädagogik zum Thema gehört, wird das Programm für Kinder spürbar erweitert. Das Projekt „Kinderkunstwald“ und Führungen für Schulklassen sollen die Sinne für die Umwelt schärfen, aber gleichzeitig anschaulich unterhalten. Man rechnet in diesem Jahr auch mit mehr Besuch als in den Vorjahren, denn erstmals gibt es den Waldkunstpfad nicht während der Ferien, sondern zu Beginn der Schulzeit.
Bislang steht die Finanzierung des Kunstprogramms auf wackligen Füßen. Noch gibt es keine feste Zusage von der Stadt Darmstadt, die bislang Hauptgeldgeber war. Andere Finanziers haben ihre Gelder bereits bewilligt. Dennoch fehlen von den 45 000 benötigten Euro noch rund 15 000. Waldkunst schluckt Geld, obwohl die Künstler von Übersee fürs Reisen selbst aufkommen. „Die Konferenz kostet”, nennt Kuratorin Ritschel einen erheblichen Posten. Auf keinen Fall leer ausgehen sollen aber die beteiligten Künstler: Neben Verpflegung, Unterkunft im Naturfreundehaus und Tagespauschale ist ein kleines Honorar vorgesehen.
Anja Trieschmann
17.4.2008
|
|
|
||
|
|
|